Wir alle arbeiten an unserem Golfschwung. Wir gehen zu Trainern, schauen Videos oder probieren verschiedene Ansätze aus, die wir aufschnappen.
Für mich ist ein kurzer Satz in einem Video besonders aufgefallen: "Golf ist ein seitlich ausgeführter Sport."
Beim Putten zum Beispiel müssen wir mit beiden Füßen auf einer Seite der Puttlinie stehen. Das bedeutet, wir sind seitlich ausgerichtet.

Diese Ausrichtung hat Konsequenzen. Sie gilt auch für Eisen- und Driverschläge. Das bedeutet, dass wir den Ball seitlich schlagen müssen, nicht nach vorn wie in anderen Disziplinen. Auch das Zielen mit dem Schläger erfolgt seitlich.

Wenn Golf ein seitlich ausgerichteter Sport ist und die Schläger so konstruiert sind, dass wir den Ball seitlich schlagen, sollte es nicht so schwer sein, den Golfball auf ein großes langes Fairway zu schlagen. Oder?

Aber was erschwert es, den Ball konstant zu spielen?
Den mentalen Aspekt habe ich bereits versucht zu behandeln. Dabei ist mir aufgefallen, dass das permanente Denken und das menschliche Bedürfnis nach Sicherheit und Informationen dem Golfschwung entgegenwirken kann, wenn es nicht zum richtigen Zeitpunkt befriedigt wird. Der Golfer möchte alles auf einmal: präzise und weite Schläge erzielen und dabei seinen Ball nicht aus den Augen verlieren. Er möchte besser sein als sein Gegner und alle Variablen wie den Platz, den Wind und die Natur richtig einschätzen können. Doch genau hier liegt das Problem – all dies gleichzeitig zu erreichen, ist nicht möglich. Aber nacheinander wird evtl. ein Schuh draus.

Ein entscheidender Unterschied zu vielen anderen zielorientierten Sportarten ist die Tatsache, dass Golf seitlich gespielt wird.

Wir müssen seitlich stehen und seitlich in die Richtung schauen, in die wir zielen. Dann müssen wir das Ziel aus den Augen lassen, um den Ball zu beobachten, um uns zu positionieren. Anschließend müssen wir den Ball mit dem Schläger so treffen, dass er seitlich in Richtung des Ziels fliegt.

Es wäre natürlicher, wenn wir uns ähnlich wie beim Bogenschießen oder anderen Zielsportarten in die Richtung des Ziels drehen und dabei den Ball immer im Auge behalten könnten.
Beim Golf wird jedoch das Auge vom Ziel getrennt. Wir schlagen den Ball, ohne dabei das Ziel zu sehen. Dies stellt eine besondere Herausforderung für den zielorientierten Spieler dar.

Dieses Konzept funktioniert, weil sich die Ziele im Golf nicht bewegen und der Golfschläger entsprechend konstruiert ist. Wir betrachten das Ziel und wissen, wo es ist. Daher können wir uns dem Ball zuwenden und den Schwung ausführen, ohne permanent auf das Ziel schauen zu müssen. Wir haben eine gewisse Vorstellung vom Ziel im Kopf. Mit dieser Vorstellung im Kopf muss man nun den Ball zu diesem Ziel schlagen, ohne es tatsächliche noch zu sehen.

Etwas nicht mehr zu sehen und vertrauen zuhaben, mit dem Schlag das Ziel zu erreichen, ist die Basisherausforderung im Golf!

Wer beobachtet, verändert auch gleichzeitig!
Beim Golftraining schlagen wir Bälle und versuchen aus dem Ballflug abzuleiten, was wir verbessern müssen. Wir werten den Schlag aus und lernen daraus. Der Ballflug und das Ziel stehen in direkter Beziehung zueinander. Es fühlt sich fast so an, als könnten wir den Ballflug durch unsere Beobachtung steuern. Wir steuern den Ballflug nicht direkt, aber indem wir den nächsten Ball anders spielen, steuern wir den nächsten Ball. Die Beobachtung des Ballflugs wird zur Hauptaufgabe bei der Analyse der Flugbahn und dem Ziel.


Dies führt jedoch zu einem Konflikt:
Einerseits möchten wir den Schwung richtig ausführen, andererseits möchten wir den Ball nicht aus den Augen verlieren.

Unser Bewegungsprogramm ist so flexibel, dass es versucht, alle Anforderungen gleichzeitig umzusetzen. Daraus entsteht ein neuer Schwung, der beides ermöglichen soll. Dies kann jedoch zu negativen Auswirkungen auf andere Parameter führen, die nicht im Sinne des Erfinders des Golfschlägers sind.
Also führt unser Bedürfnis zur Beobachtung der Flugbahn zur Veränderung des Golfschwungs.
Im Wesentlichen entsteht ein Schlag, der von außen kommt, weil wir uns frühzeitig zum Ziel drehen, um zu sehen, wo der Ball hinfliegt. Dies hat jedoch Konsequenzen. Wir erzeugen Hook- und Slice-Varianten, die unser Spiel erschweren. Durch die Mikrosteuerung von Oberkörper und Armen kann die Flugbahn dann wieder korrigiert werden. Doch dies geht oft auf Kosten der Konstanz, Genauigkeit und Länge der Schläge.



In diesem Fall ist es also notwendig beide Sachen, Golfschwung und den Wunsch nach Beobachtung des Balles getrennt zu halten, sodass sie sich nicht gegenseitig beeinflussen können. In der Regel ist der Ball mehrere Sekunden in der Luft – sodass man nach dem Schwung ausreichend Zeit hat, ihn zu beobachten. Dieses Vertrauen sollte man bei jeden Schlag haben. Dieses Vertrauen in den Schwung, sogt dafür, dass man nicht mehr so stark von außen kommt und weniger kompensieren muss. Und weniger Fehler macht.


Habe Vertrauen in deinen Schwung, auch wenn es nicht gleich klappt!


Um im Golf erfolgreich zu sein, gibt es viele Faktoren, die das Spielergebnis beeinflussen. Sich jedoch gegen die Grundlagen des Golfschwungs zu sträuben, hilft nicht, ein gutes Golfspiel zu entwickeln.

Der Golfschwung verlangt von uns, unser Augenmerk vom Ziel auf den Ball zu verlagern und zu akzeptieren, dass wir nicht beides gleichzeitig sehen können.
Es geht um den Vertrauensvorschuss, bei jeden Schlag, den wir uns selbst geben müssen um besser zu spielen.



Also habt Vertrauen und habt viel Spaß dabei